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  • AutorenbildJ. Kar

Humpi in Hampi

Aktualisiert: 7. Apr. 2019

Die letzten Wochen gingen schon wieder verdammt schnell rum.

Nachdem wir mit allen Klassenstufen über das Thema „Händewaschen“ gesprochen und es veranschaulicht haben, versuchen wir nun jede Mittagspause unseren Handwash-Song zu spielen, während wir den Kindern ein bisschen beim Reinigen der Hände helfen. Leider haben wir damit noch ein paar technische Schwierigkeiten, aber ich denke, dass sich das schnell einstellt und zur Routine wird. Trotzdem ist es mega cool den Kindern dabei zu zusehen, wie sie das Händewaschen richtig feiern und sich über ihre gut duftenden Hände freuen.

Wir müssen nur darauf achten, dass sie dabei nicht verschwenderisch mit dem Wasser umgehen. Wasser sollte man ja nie verschwenden, aber Sandhyamma hat mir erzählt, dass hier in der Region das Wasser vor allem in den Sommermonaten sehr knapp ist und man vorher nie weiß, ob es reichen wird. Noch dazu ist der letzte Monsun ja quasi ausgefallen, deswegen bin ich mal gespannt ob und wie lange das Wasser reichen wird. Trotz dieser kritischen Lage sieht man täglich Pumpen, die am Überlaufen sind und Frauen die traditionell den Platz vor ihrem Haus fluten, um dort zu putzen.

Momentan ist zum Glück noch genug Leitungs- und Trinkwasser da. Dieses holen wir uns hier immer in einem großen Kanister bei unserem Milchmann im Township. Bisher sind immer jeweils zwei von uns zusammen Wasserholen gegangen, da der Kanister für einen alleine zu schwer ist. Vor ein paar Wochen waren wir jedoch alle zusammen Wasser holen und haben dabei unseren Nachbarn getroffen, der mit seinem Scooty vorfuhr. Als er sah, wie wir den schweren Kanister rumschleppten, bot er uns an diesen für uns nach Hause zu bringen und gab uns ebenfalls seinen Zweitschlüssel für den Roller, damit wir damit das nächste Mal selbstständig Wasser holen gehen könnten. So kam es, dass ich ein paar Tage später das erste Mal hinter dem Steuer eines Rollers saß. Wir fuhren zu dritt und vor mir war Birthe mit dem Fahren dran, welche ebenfalls ihre Premiere hatte. Nach einer sanften Landung im Gebüsch hatte ich doch etwas Bammel nach ihr mit einem fremden Scooty zu fahren, aber schon nach den ersten Metern wurde mir klar, dass dies völlig unbegründet war.

Den „Second Saturday“ des Märzes nutzen wir dazu einen Ausflug nach Hampi zu machen. Es ist ein Dorf in einer felsigen Gegend, in der es viele Tempelruinen gibt.

Nach einer sieben stündigen Fahrt, kamen wir dort am späten Freitagabend an. Da wir so spät kamen, konnte man von den Ruinen nichts mehr sehen und die meisten Geschäfte waren schon geschlossen. Trotzdem gingen wir uns die Umgebung ansehen und waren hin und weg von dem Flair Hampi’s. Die Häuser waren dicht an dicht gebaut und die meisten hatten gemütlich beleuchtete Balkons oder Dächer, welche zu Restaurants oder Bars umgebaut worden waren. Dabei fanden wir eine noch geöffnete Bar, bei der wir uns einen regionalen Lassi teilten, welcher wohl eine Art Spezialität dort ist.

Da wir nur einen Tag in Hampi hatten, standen wir am nächsten Tag schon früh auf und liehen uns ein paar Fahrräder aus. Geplant war nämlich eine Radtour, bei der wir die Tempel und Ruinen abklappern wollten. Es war so ungewohnt nach so langer Zeit in Indien mal wieder Fahrrad zu fahren, aber es war echt schön. Wir wollten zu erst zu dem Haupttempel fahren, da man dort eine Eintrittskarte für alle anderen erstehen kann. Da ich ein totales Orientierungsgenie bin, haben eine Mitfreiwillige und ich die Anderen auf dem Weg dorthin verloren und sind direkt an dem Tempel vorbei gefahren, ohne es zu merken. Erst nach ein paar Kilometern fiel uns auf, dass wir alleine waren und die anderen auch nach ewigem Warten nicht hinter uns auftauchten. Leider ist der Empfang in der Region wirklich nicht gut, weswegen es eine Weile dauerte, bis wir herausfanden, dass die Anderen bereits an dem Tempel warteten, den wir verpasst hatten. Trotz Wegbeschreibung verfuhren wir uns noch einmal, bevor wir endlich den Tempel erblickten.

Als wir dann endlich alle wieder zusammen waren, beschlossen wir doch nicht in den Tempel zu gehen und lieber eine Pause an einem Fluss zu machen, da Fahrradfahren bei 40 Grad doch etwas erhitzend ist. Ich war zwar noch nie am Nil, aber genauso stelle ich ihn mir vor (vielleicht etwas größer).

Nach der Pause traten wir schon wieder den Heimweg an, auf welchem wir noch ein paar Stopps machten, um uns ein paar kostenlose Dinge anzusehen.

Den Tag schlossen wir auf dem Sunset-Point ab. Dieser befindet sich auf einem 550m hohen Steinhaufen, von dem man einen unglaublichen Ausblick auf Hampi, die Runien, den Fluss und die ganzen Steinhaufen hat. Es war unbeschreiblich sich bei einem Becher Chai den Sonnenuntergang anzugucken und einfach nur die Natur zu genießen. Ein bisschen hat mich die Aussicht an die Dinozeit erinnert. Trotz den vereinzelten Bauwerken wirkte die Natur nämlich unberührt.

Am nächsten Tag ging es auch schon wieder zurück nach Kadapa, wo die „Morning School“ für uns startete. Da hier gerade Sommer ist und die Temperaturen dem entsprechend am Steigen sind, fängt die Schule nun früher an und hört dafür auch früher auf, damit die Kinder nicht in der brütenden Mittagshitze lernen müssen. Durch den frühen Schulstart klingelt der Wecker, wenn es draußen noch stockdunkel ist. Es ist irgendwie komisch, da wir das in Deutschland nur in der Winterzeit haben und ich deswegen jeden Morgen in Weihnachtsstimmung gerate, mittags aber bei 40 Grad (+) voll vom Sommer getroffen werde.

Es war schön mal einen Tag abzuschalten, denn gleich nachdem ich wieder in Kadapa war, wurde ich auch schon wieder mit Sorgen konfrontiert. Dass es kulturelle Unterschiede zwischen Deutschland und Indien gibt war mir von vornherein klar. Ich wusste auch, dass hier mit den Kindern etwas grober umgegangen wird als bei uns. Vor ein paar Wochen kam jedoch ein Junge der ersten Klasse mit einer Wunde zu mir, welche beinahe seinen kompletten Unterarm einnahm. Anfangs wurde mir erzählt, dass er hingefallen wäre. Später am Tag fand ich heraus, dass die Wunde Resultat einer Verbrennung war. Er hatte „something silly“ gemacht und wurde dafür von seiner Mutter bestraft. Es war gar nicht so leicht den Jungen am Nachmittag wieder nach Hause gehen zu lassen und bei dem Gedanken daran, in welche Umstände er zurück ging wurde mir schlecht. Doch es war nicht nur er. Am nächsten Tag fiel mir auf, dass auch sein kleiner Bruder aus der Pre-School eine Verbrennung im Gesicht hatte. Ich war ziemlich geschockt und bat Sandhyamma um ein Gespräch, damit sie vielleicht mit den Eltern über Erziehungsmethoden reden könnte. Sie leitete mich an eine Kinderhilfe namens „Child Line“ weiter. Ein Mitarbeiter des Programmes wird nun die Familie besuchen und ihnen erklären, welche Konsequenzen ihre Art der Erziehung haben kann. Denn laut Sandhyamma kann eine Wiederholung dieser Art von Bestrafung bis ins Gefängnis führen. Ich hoffe für die beiden Jungs wirklich, dass sich die häusliche Situation bessern wird. Wobei ich es schon hart finde, dass man erst mit rechtlichen Konsequenzen drohen muss, weil der Schmerz der Kinder alleine die Eltern nicht davon abhält.



Übermüdete Grüße aus Indien

Zia



Wir konnten den Parkbesuch glücklicher Weise noch nachholen. Die Mädels hatten viel Spass auf dem Spielplatz und haben gleichzeitig etwas über Botanik gelernt.



Weitere Bilder aus Hampi:



Da wir letzten Sonntag eine Mitfreiwillige verabschieden mussten, besorgten wir für diesen Anlass Fleisch, da dies einer ihrer "letzten" Wünsche war. Dabei durften wir erfahren, wie es bei einem indischen Metzger zu geht.



Außerdem habe ich erfahren, wie ein öffentliches Krankenhaus um drei Uhr morgens von innen aussieht. Die Betten waren mit alten und teilweise fleckigen (Blut und andere Flüssigkeiten) Laken bezogen und die Patienten wurden zum Teil ohne Sichtschutz oder sonstige Privatsphäre behandelt. Das Verbandszeug und die Medikamente muss man sich vor einer Behandlung selbst kaufen und bekommt diese in einem Papierbeutel oder gefalteter Zeitung (ohne Packungsbeilage).



Sonstige Bilder der letzten Wochen:


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