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  • AutorenbildJ. Kar

Love is in the Air

Wie ich schon in meinem letzten Eintrag berichtet habe, gab es vom 12. 01 bis zum 21.01 Ferien für die Schüler. In dieser Zeit habe ich gemeinsam mit den anderen Freiwilligen zwei Etagen der Schule gestrichen. Die Verwaltungsetage und die Preschool. Viele der Mädchen waren über die Ferien bei ihren Familien in ihren Dörfern, trotzdem machten wir mit den übriggebliebenen Mädchen im Village ein paar Ferienspiele.

Am ersten Tag veranstalteten wir eine Schatzsuche mit kleinen Rätseln und Spielen wie Sackhüpfen, Zeitungstanz oder Krakenfangen. Nachdem alle Rätsel gelöst und jede Aufgabe erfüllt war fanden die Mädchen einen Teil des Schatzes in den Bäumen hängen. Es handelte sich um Bleistifte, welche wir mit Schnüren an den Ästen befestigt hatten. Nachdem die Aufregung um die bunten Stifte sich gelegt hatte, fanden sie auch den zweiten Teil des Schatzes, welcher hinter einem Steinstapel verborgen war. Bei diesem Teil handelte es sich um eine Packung Mehl und Salz. Nachdem die Kinder den fragwürdigen Schatz ganz genau untersucht hatten, erklärten wir ihnen, dass dies die Zutaten für unsere Aktivität am nächsten Tag seien. Denn keine 24 Stunden später trafen wir uns wieder mit den Kindern und modellierten zusammen viele kleine Figuren aus Salzteig. Da die Kinder so viele Figuren gebastelt hatten und wir nur einen sehr kleinen Ofen mitgebracht hatten, mussten wir den Großteil des Gebastelten abends im Guesthouse fertig backen. Um den blassen Figuren etwas Farbe zu verleihen, brachten wir nicht nur diese sondern auch kleine Farbtöpfchen bei unserem nächsten Besuch mit ins Village. Am letzten Ferientag wollten wir dann mit den Kindern zum Abschluss in einen Park. Wie sich jedoch herausstellte, hatte der Park wenige Tage vor unserem geplanten Besuch geschlossen und sollte erst wieder am 10. Februar öffnen. Also beschlossen wir gezwungener Maßen den Besuch zu verschieben und stattdessen in einen nahegelegenen Tempel zu gehen. Auch wenn die Ferien nur kurz waren und von den Streicharbeiten nochmal verkürzt wurden, hatten die Kinder und ich viel Spaß an den kleinen Aktionen. Kaum hatte die Schule wieder begonnen, starteten die anderen Volunteers und ich unseren lange geplanten Hygiene-Workshop. Sandhyamma hatte sich von uns ewünscht, dass wir den Fokus vor allem auf das Waschen der Hände legen und dies sowohl allen Mitarbeitern der Schule, als auch allen Schülern näher bringen. Wir beschlossen mit den Erwachsenen anzufangen, damit diese dann auch den Kindern besser helfen können. Für diese Altersgruppe hatten wir eine Präsentation, ein kleines Spiel und ein Quiz vorbereitet. Für die Schüler gab es später eine abgewandelte Form der Präsentation, ein Quiz, ein paar Spiele und zum Schluss für jeden ein Zertifikat und Elternbrief. Da die Zeit nicht aufhört zu rennen, war der erste Monat des Jahres 2019 damit auch schon wieder rum. Er war sehr ereignisreich, schön, teilweise anstrengend, entspannend, manchmal eklig und sehr tierreich.

Am zweiten Wochenende im Februar ging es für uns nach Chirala, eine kleine traditionelle Stadt, welche etwas weiter östlich in Andhra Pradesh liegt. Dort waren wir, von dem Telugu Lehrer zwei Mitfreiwilliger, auf die Hochzeit seiner Schwester eingeladen worden. Wir kamen nach guten sechs Stunden Autofahrt am Nachmittag des 08. Februars an. Da die kleine Stadt direkt am Meer liegt, konnten wir es uns nicht nehmen lassen vor dem bevorstehenden Henna Abend noch einmal einen Abstecher zum Strand zu machen und die Meeresluft und das Rauschen der Wellen zu genießen. Anschließend düsten wir los, um rechtzeitig im Haus der Braut einzutreffen. Nachdem wir uns viele Bilder, welche von der Verlobung des Paares erzählten, angesehen hatten und unsere Hände schwungvoll verziert waren, endete der Abend bereits schon wieder und wir fuhren in eine nahegelegene Unterkunft, um für den nächsten Tag fit zu sein. Denn an diesem sollten wir schon früh morgens zurück im Haus sein, um die zeremonielle Segnung der Braut nicht zu verpassen. Jeder der anwesenden Hindus ging zu ihr und rieb ihr zunächst etwas Öl auf den linken Unterarm. Anschließend wurde das Gesicht der Frau mit einer gelben Kurkumapaste bestrichen und auf den Kopf wurde gelb gefärbter Reis gerieselt. Die ganze Prozedur wurde nicht nur an der Braut, sondern auch an einem jüngerem Mädchen verübt. Dies ist bei indischen Hochzeiten üblich und soll glückbringend wirken. Nachdem alle ihren Segen beteuert hatten, wurden wir darum gebeten die Braut und das Mädchen mit Blumenköpfen zu bewerfen. Einen richtigen Segen sollten wir jedoch nicht geben, da wir einer anderen Religion angehören.

Als wir also unsere mit Blumen vollgefüllten Hände über den beiden entleert hatten, kam der letzte Schritt. An den Seiten standen große Vasen gefüllt mit Wasser. Da alle die den Segen gegeben hatten darin anschließend ihre Hände gesäubert hatten, ging ich zu nächst davon aus, dass dies ihr einziger Zweck sei. Falsch gedacht. Kaum hatten wir die Braut verlassen kamen die umstehenden Frauen mit den Vasen auf sie zu und begannen die Gefäße über ihr und dem Mädchen zu entleeren. Das Wasser war wohl ziemlich kalt, denn die Beiden fingen sofort an zu zittern und dem Mädchen stiegen Tränen in die Augen. Als die Frauen fertig waren, wurde das Mädchen aus ihrer Pflicht entlassen und konnte sich trocknen und wärmen gehen. Die Braut kam jedoch nicht so leicht davon. Sie zitterte am ganzen Körper und trotzdem begannen auch ihre Cousins und Freunde daran Freude zu finden weitere Kübel Wasser über sie zu schütten. Nach ein paar großen Schwallen der kühlen Flüssigkeit, schritten die älteren Frauen ein und führten die Braut weg um sie zu trocknen. Die Braut war zwar weg, aber das war noch lange kein Grund für die jungen Männer mit der Wasserspielerei aufzuhören. Sie schöpften kleinere Krüge und schütteten sie übereinander aus. Keine fünf Minuten später kamen auch noch riesige Wasserspritzpistolen dazu. Somit endete die Segnung in einer riesen Wasserschlacht. Nachdem alle wieder mehr oder weniger trockene Kleidung trug, gab es die große Geschenkübergabe. Als Dankeschön bekam jeder Schenkende eine Schmuckbox für Bangles und Bananen. Es dauerte eine kleine Weile bis jeder sein Geschenk übergeben, ein Neues bekommen und ein Foto geschossen hatte. Als das große Schenken dann vorbei war, gab es Mittagessen und danach die übliche Mittagsruhe. Das ist übrigens eine Sache, die ich wohl nie verstehen werde. Auch in der Schule halten viele Mitarbeiter nach dem Mittagessen einen Mittagsschlaf, obwohl wir momentan „nur“ 35 Grad haben und uns somit in der kühleren Zeit des Jahres befinden. Als sich alle genügend ausgeruht hatten, kamen wir alle zum großen Abendprogramm wieder zusammen. Wir wurden auf das Dach des Gebäudes geführt. Schon beim heraufsteigen der Treppe lies die Vibration der Bässe, welche durch die Wände fuhr, schon darauf schließen, was uns an diesem Abend erwarten würde. Eine Seite des Daches war mit Matratzen und Kissen ausgestattet, die andere mit Stuhlreihen. Im hinteren Bereich befanden sich riesige Musikboxen, die beinahe größer waren als ich und links davon eine lange Theke mit Getränken und Snacks. Nachdem alle eingetroffen waren, setzten wir uns zu Leuten unseres Alters auf eine der Matratzen. Wie manche vielleicht schon wissen, wurden wir vor einiger Zeit darum gebeten einen Tanz einzuüben und diesen der Hochzeitsgesellschaft vor zu tanzen. Nun war der Moment gekommen unsere überwiegend selbst ausgedachte Choreografie und unseren selbstgemachten Remix zu präsentieren. Trotz Nervosität und rutschenden Sarees machte es echt viel Spaß. Nachdem auch ein paar Andere etwas zum Besten gegeben hatten, war die Tanzfläche für jeden zugänglich und die Gesellschaft verlief sich. Nachdem ich in eine Kurta geschlüpft war, schloss ich mich den tanzenden Gästen an. Anders als es bei uns häufig ist, war der Großteil der Tänzer junge Männer, welche teilweise echt etwas drauf hatten. Pünktlich um Mitternacht wurde jedoch die Musik abgestellt und der Abend endete. Denn trotz Mittagsschlaf kennt man hier meist keine langen Abende. Der nächste Tag begann um einiges später. Wir sollten erst um 14 Uhr zurück am Haus sein. Dort wurde ich dann erneut in einen Saree gewickelt und nach anschließender Wartezeit ging es endlich los zu Hochzeitslocation.

Es handelte sich um einen großen Platz, welcher an den Seiten von großen Tüchern eingegrenzt wurde. Links und rechts befanden sich Reihen von Stühlen für die Gäste und am anderen Ende des Platzes war eine Bühne, welche mit unzähligen Blumen geschmückt war. Wir waren mit der Braut gekommen, welche in verschiedenen Position an allen möglichen Orten des Platzes Bilder von sich machen lies, während wir auf den Bräutigam warteten. Nachdem ich von einer kurzen Erkundungstour zurückkam, ging es zurück auf die Straße. Dort hatten sich alle Freunde, Freundinnen, Cousins und Cousinen der Braut eingefunden um den Bräutigam zu begrüßen. Schon nach kurzer Zeit war näher kommende Musik wahrzunehmen und nur einen Moment später kam ein Auto mit riesigen Musikboxen vorgefahren, gefolgt von einem weiteren Auto welches mit von außen angebrachten Rosen übersäht war. Es handelte sich bei diesem um das Auto des Bräutigams. Dieses wurde wiederrum von einer Kapelle begleitet, welche am Mittag noch den Marsch für die Braut gegeben hatte. Als der Bräutigam aus dem Auto zu der Menge trat, begann ein riesiges und böllerreiches Feuerwerk. Als dieses abgeklungen war, bewegte sich die Menschenmenge wieder auf den Eingang zu. Dort bekam jeder eine lange Kette aus einem Blumengesteck um den Hals gehängt. Welchen Grund dieser Brauch hat, konnte ich nicht herausfinden, aber ich freute mich über die schönen Blumen.

Kaum waren wir wieder zurück am Hauptschauplatz, begann auch schon die Zeremonie. Sie begann ohne Ankündigung, während die Meisten noch etwas tranken, aßen oder telefonierten. Allgemein war die Veranstaltung eher wie ein kleiner Rummel mit viel Essen. Denn auch als alle Gäste mitbekommen hatten, dass die Zeremonie begonnen hatte, wurde nebenbei viel geredet, telefoniert, gegessen oder sonstiges gemacht. Ich habe festgestellt, dass ich in diesem Fall die bei uns traditionellen Hochzeiten besser finde. Denn schließlich gehe ich doch nicht auf eine Hochzeit um nur am Handy zu hängen, sondern um sich für das Paar zu freuen und mit ihnen zu feiern. Die Hochzeit war schneller rum, als ich gucken konnte und schon saßen wir Montagmorgen schon wieder im Auto Richtung Kadapa.


Momentan versuche ich die Creative School auf einen Award vorzubereiten, welcher Ende des Monats ausgewertet wird und ich habe begonnen in der dritten Klasse zu unterrichten.


Liebevolle Grüße aus Indien,

Zia


Nun gibt es noch ergänzende Bilder und ein paar kurzgefasste Ereignisse.


Weitere Bilder aus den Ferien...




Ein paar der älteren Mädchen planten in den Ferien einen Rangoli-Wettbewerb, an dem drei Teams teilnahmen. Eins davon waren wir Volunteers. Die Resultate siehst du hier. Welches gefällt dir am besten?





Am 24. Januar war der Jahrestag der Aarti School. Aus mir unbekannten Gründen wurde dieser jedoch erst am 31. Januar gefeiert. Nach vielen Reden tanzten die verschiedenen Klassenstufen etwas vor. Spontan entschieden wir uns dazu auch zu tanzen und den für die Hochzeit geübten Tanz zu präsentieren.




Um einen Eindruck davon zu bekommen, wie der Alltag der College-Mädchen aussieht und um die Unterschiede zur High School zu sehen, besuchten wir Anfang des Monats ein College, an welchem zwei der Heimmädchen studieren. Der Umgang mit den Schülerinnen, die Art des Unterrichts und die Inhalte haben mich stark an die Oberstufe eines Gymnasiums erinnert.

Wir durften uns ebenfalls das dazugehörige Wohnheim ansehen. Es handelte sich um kleine Zimmer, welche mit jeweils einer Bettreihe aus acht Betten ausgestatten waren.

Als nächstes möchte ich gerne eine staatliche High School besuchen, um mir dort die Unterschiede anzusehen.





Natürlich gibt es mehr als drei Bilder von der Hochzeit...



Am Strand haben wir diese tote Schildkröte gefunden. Ein paar Meter weiter lag eine Zweite. Um eine der hinteren Flossen hatte sich eine lange Schnur gewickelt. Entweder wollte jemand sie also fangen oder sie hat sich in Müll verfangen und hat es aufgrund der geringen Bewegungsfreiheit, die das Band ihr gab, nicht mehr zurück ins Meer geschafft. Natürlich bin ich keine Expertin und es sind deshalb nur Vermutungen, aber bei der hohen Rate an Wilderei und verschmutzen Gewässern wären beide Theorien sehr gut möglich. Es ist also ganz egal welches Schicksal die beiden Schildkröten nun wirklich hatten. Es gibt genug andere Tiere und Lebewesen, die durch unser unverantwortliches Verhalten zu Schaden kommen, den Tod finden oder sogar als ganze Rasse ausgerottet werden. Ich sehe hier in Indien beinahe täglich Tiere und Menschen die sich von Müll und Plastik ernähren und wie die Luft immer dunstiger und dreckiger wird. Nur weil wir das in Deutschland vielleicht nicht so offensichtlich sehen, heißt das nicht, dass wir keine Verantwortung haben und weggucken sollten. Wir müssen der Situation mehr Aufmerksamkeit und den Betroffenen mehr Mitgefühl entgegenbringen, denn im Grunde sind wir alle betroffen! Es gibt nur diese eine Erde und ich persönlich finde sie bunt und mit großer Artenvielfalt schöner, als mit grau und mit toten Lebewesen übersäht!

Ist heute nicht ein perfekter Tag um sich mit Themen wie dem Klimawandel, eigene Verantwortung und Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen?




"Love is in the Air". Liebesbekundungen auf der Hochzeit, Liebe für unseren Planeten & seine Tiere und natürlich ganz wichtig die Liebe für die Kinder und das Projekt.





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