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Together we are one!

  • Autorenbild: J. Kar
    J. Kar
  • 19. Aug. 2018
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 20. Aug. 2018

In den letzten zwei Wochen ist viel geschehen. Es ist vermutlich zu viel um alles zu erzählen. Deshalb versuche ich mich diese Woche auf die Geschehnisse und Fortschritte bezüglich meiner Aufgabe hier zu beschränken. Da es jedoch auch ganz viele kleine Unterthemen gibt, welche mich beschäftigen und faszinieren, werde ich im laufe der nächsten Wochen kleinere themenbezogene Einträge schreiben.


Die Bridge-School wurde jetzt endgültig in "Creative-School" umbenannt, damit die Kinder nicht vom Namen abgeschreckt werden. Meiner Meinung nach kommt das etwas spät, da sich der Name „Bridge-School“ bereits in die Köpfe der Lehrer und Schüler gebrannt hat. Außerdem besitzen bereits alle Schüler der Schule eine ID-Karte mit der ehemaligen Betitelung.

Des weiteren habe ich am Anfang ziemlich stark mit dem Namen zu kämpfen gehabt, da der Unterricht nicht kreativ war. Während der letzten Wochen hat sich dies aber zum Glück stark geändert. Die Lehrer beginnen mir zu zuhören und auch selbst eigene Ideen zu entwickeln. Da ich erst einmal beobachten möchte, wie sich selbst verwirklichen und nicht schon etwas vorweg greifen will, halte ich mich unterrichtstechisch eher zurück und lege meinen Fokus primär auf die pädagogischen Dinge. So bespreche ich in den Meetings mit den Lehrern beispielsweise die Wichtigkeit von Worten in einer heiklen Situation oder die Bedeutsamkeit des Zuhörens. Da die Schüler der Creative-School überwiegend aus dem Aarti Village kommen, in dem viel Wert auf Eigenständigkeit gelegt wird, ist es nicht verwunderlich, dass viele von ihnen nur jemanden zum Zuhören brauchen.

Anscheinend kamen meine Gedanken und Worte bei manchen zu gut an, denn die Leiterin der High School übertrug mir Ende letzter Woche die komplette Verantwortung für die Schüler. Sie wollte komplett heraus gehalten werden. Stattdessen sollte ich mich um Dinge wie Bestrafung und Erziehung kümmern. Mit dieser Aufgabe an sich habe ich mich schon sehr unwohl gefühlt und sie hat mir so manche Momente vermiest. Ich habe zwar nichts dagegen zu erklären, welche moralischen Grundsätze ich kenne und verfolge und mit beratenden Worten zur Seite zu stehen, aber mich ohne die Hilfe der Lehrer oder sonst wem um 30 Schüler in erzieherischen Dingen zu kümmern, schien mir doch etwas viel. Vor allem, weil sich bereits einige Tage zuvor meine Entsendeorganisation bei gemeldet hatte, um mit mir über Dinge wie Verantwortung zu reden. Bereits nach meinen vorherigen Blogeinträgen hatten sie das Gefühl, dass ich für einen Freiwilligen zu viel Verantwortung und eine zu hohe Position habe.

Übergelaufen ist das Ganze, als mir die High School Leiterin mitteilte, dass sie zwei der Schüler der Schule verweisen wolle. Jedoch sollte, ihrer Vorstellung nach nicht sie die endgültige Entscheidung treffen, sondern ich. Sie erklärte mir, dass die Jungs noch eine Woche Bewährung bekommen sollten. Wenn sie sich am Ende der Woche verändert haben würden und ich sie noch in der Creative-School „dulde“ sollten sie bleiben. Ansonsten würden sie endgültig der Schule verwiesen. Eine Entscheidungsgewalt die eindeutig zu weit ging. Auf der einen Seite fühle ich mich ja geehrt, dass mir so viel Verantwortung zu getraut wird, auf der anderen Seite kann ich nicht für die Schulleitung entscheiden, welche Schüler bleiben und welche gehen sollen.

Nach dem ich eine Weile mit mir selbst gerungen hatte, beschloss ich mich in dieser Angelegenheit an Sandhyamma zu wenden. Die Jungs hatten sich auch nach einer Weile nicht geändert, was für mich logisch war. Eine Drohung kann vielleicht kurzzeitig ein gutes Verhalten aus Angst bewirken, doch eine wirkliche Änderung aus eigenem Antrieb kann ohne Arbeit und Zeit nicht passieren.

Da Sandhyamma jedoch einige Tage abwesend war, musste ich etwas warten. Als sie dann nach ein paar Tagen auf das Thema ansprechen wollte, kam sie schon auf mich zu. Sie hatte gehört was alles während ihrer Abwesenheit geschehen war und sie teilte, nach dem ein oder anderen Gespräch, die Meinung, dass man nicht alles einfach auf die Volunteers schieben kann, nur weil man selbst keine Lust auf eine Aufgabe oder Verantwortung hat. Sie machte die Entscheidung wieder rückgängig und gab die lästige Aufgabe zurück an die Leiterin der High School.

Ansonsten läuft es langsam immer besser mit der Creative-School. Es ist zwar immer noch ein sehr langer Weg und ein riesen Berg Arbeit, aber ich gewinne wieder an Mut, dass es eine machbare Aufgabe ist. Nun soll ich sogar einen Artikel über die Creative-School und meine Arbeit dort verfassen, welcher im Rahmen der „Child-Line“ veröffentlicht werden soll. Die Organisation „Child-Line“ ist für ihr anonymes „Hilfetelefon“ bekannt, über welches schon viele Kinder vor der Straße oder dem Verschwinden gerettet hat.


Am Mittwoch war Independence Day. Ein Anlass zu dem jeder entweder etwas Weißes, Orangenes oder Grünes tragen sollte (passend zu den Farben der Flagge). Zur Feier des Tages gab es in der Schule anstelle des Unterrichts eine Veranstaltung, bei der die Kinder gruppenweise etwas vortanzten, ein kurzes Stück aufführten oder eine Rede hielten. Unter der Kategorie „Videos“ wird in ein paar Tagen eine der Aufführungen zu sehen sein, in der die Kinder die Geschichte der Unterdrückung durch England und die anschließende Unabhängigkeit durch Gandhi nachspielen.



Die beiden Freiwilligen aus Deutschland und zwei der Amerikaner sind Anfang der Woche abgereist. Von da an beschäftigte ich mich tatsächlich nicht mehr nennenswert mit der Planung meiner Rückreise nächsten Sommer. Bis ich mein Rückreisedatum mitgeteilt bekam. Geplant ist, dass ich am 16.06.2019 hier meine Sachen zusammen packe (wie ich mich kenne wird das vermutlich wirklich nicht früher sein) und am 17.06.2019 wieder deutschen Boden betreten soll.

Noch kurz zum Schluss:

Ich wurde schon ein paar Mal gefragt, ob ich von den starken Auswirkungen des Monsuns, von denen aus Südindien berichtet wird, betroffen bin. Hier gab es zwar schon ein paar Tage Regenfall, aber alles in allem hält es sich hier momentan sehr in Grenzen, also alles gut.


Musikalische Grüße aus Indien

Zia


P.s. Da ich auch nach der Arbeit, also ab 17:30 Uhr etwas sinnvolles tun möchte, habe ich beschlossen mit dem Ukulele Spielen anzufangen. Deswegen „musikalische Grüße“





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