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Welcome to India!

  • Autorenbild: J. Kar
    J. Kar
  • 8. Juli 2018
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 21. März 2019

Donnerstag der 05. Juli, 16 Uhr. Für die Meisten vermutlich ein ganz normaler Arbeits- oder Ferientag. Doch für mich der Beginn meiner Reise.

Der Flug sollte zwar erst um 21:15 Uhr gehen, aber bei interkontinental Flügen soll man ja schon drei Stunden früher am Flughafen sein. Außerdem musste ich auf dem Weg nicht nur meine Schwester, sondern auch meine Brille abholen, welche nach einer langen Nacht zur Reperatur abgegeben worden war. Also kam ich gegen 18 Uhr am Frankfurter Flughafen an und wartete, nach dem Check-In, der großen Verabschiedung und der Sicherheitskontrolle, zusammen mit meiner Mitfreiwilligen Birthe auf den Flug. Wir sollten zwar im gleichen Flugzeug sitzen, jedoch aber nicht zusammen. Dank eines netten Herren war es uns letztlich doch möglich nebeneinander zu sitzen und die Zeit mit reden oder spielen zu vergessen.


Nach ca. acht Stunden Flugzeit kamen wir dann gegen 8:30 Uhr (Ortszeit) in Delhi an. Dort mussten wir unsere Koffer abholen, nur um sie sofort wieder aufzugeben. Doch das war kein Problem, da der nächste Flug Richtung Bengaluru erst um 13:30 Uhr gehen sollte. Im neuen Flugzeug sollten Birthe und ich sogar planmäßig nebeneinander sitzen, doch ein älteres Pärchen, welches den Anschein machte das erste Mal in einem Flugzeug zu sitzen, fand unsere Plätze sehr schön und entschied sich somit, diese auch gleich zu belegen. Nach einem kurzen Gespräch bekamen wir neue Plätze zugeordnet. Meiner war neben dem vor Nervosität strotzenden Pärchen. Als die Klimaanlage hochgefahren wurde, kam kalter weißer Dampf von der Decke und die beiden wurden nach einer kleinen Panikattacke von einer jugendlichen Neugier erfasst. So hoben wir mit kühlen Nebenschwaden in die Wolken ab. In den drei Stunden neben dem Pärchen ist mir übrigens auch aufgefallen, dass es hier zu Lande ganz normal ist, seinen Körpergeräuschen freien Lauf zu lassen.

Trotz der 60-minütigen Verspätung, wartete unser Fahrer Siva geduldig auf uns am Flughafen. Nachdem wir ein bisschen Tetris mit dem Auto und den Koffern gespielt hatten, machten wir uns gegen 18:30 Uhr auf den Weg zur Tochter der Heimgründerin, um dort unsere erste Nacht in Indien zu verbringen. Mit der Skyline Bengalurus im Hintergrund ließen wir bei einer Tasse Tee und den Beatles den Tag ausklingen.


Es war geplant, dass es am nächsten Morgen um 6 Uhr mit dem Auto weiter nach Kadapa gehen sollte. Dank meiner deutschen Pünktlichkeit war ich auch um Punkt 6:15 Uhr fertig und bereit zum Abmarsch. Doch der Rest der Wohnung lag noch im dunklen und ein leises undefinierbares Schnarchen durchzog den Gang. Wir setzen uns kurz ins Wohnzimmer und warteten auf Siva und unsere Gastgeberin. Doch da auch nach 15 Minuten niemand kam, beschlossen wir uns mit offener Tür noch einmal hinzulegen, um zu zeigen, dass wir bereits wach sind.

Gegen 7 Uhr begann sich Leben in der Wohnung zu regen. Als wir nachgucken gingen, stand uns plötzlich ein komplett fremder Mann gegenüber. Ich habe ihn aus Gründen der Höflichkeit zwar nicht gefragt wer er ist, aber dennoch habe ich ihn als Ehemann unserer netten Gastgeberin identifiziert. Dieser machte uns echt leckeren und traditionellen Kahwa Tea, ein grüner Tee mit Kardamom, Zimt und Mandeln. Nach einer Weile ging er los um seine Frau zu wecken. Als diese dann schlaftrunken erschien, verabschiedeten wir uns und machten uns auf den Weg nach Kadapa.

Während der Fahrt durch Bengaluru fragte ich mich, mit wem ich mehr Mitgefühl haben sollte. Mit den Menschen, welche in nassen Kartons am Straßenrand nächtigten oder den Tieren, welche von eben diesen Menschen in winzig kleine Käfige gedrängt wurden. Vermutlich könnte sich das als erster kleiner Kulturschock betiteln lassen.


Doch schon nach einer kurzen Zeit lag die Stadt hinter uns und mir begannen die Augen zu zufallen. Was ein Beweis dafür ist, dass der Verkehr in der Region hier um einiges beruhigter ist als im nördlichen Kolkatta.

Wach wurde ich erst wieder vor den Toren der Aarti School. Noch halb im Schlaf taumelte ich also aus dem Auto raus und stand plötzlich in meiner neuen (wenn auch begrenzten) Zukunft. Wir wurden herzlich von Sandhya (der Heimgründerin) empfangen und von anderen zwei Freiwilligen, welche nun ihre letzten Wochen hier genießen, herum geführt.

Nach dem Mittagessen ging unser Weg zum Guesthouse indem wir untergebracht sind. Nach einer kurzen Verschnaufspause erkundeten wir einen kleinen Teil der Gegend und machten dabei in paar kleine Besorgungen. Wobei hier zu erwähnen ist, dass es kein Supermarkt war, wie wir ihn kennen. Es handelte sich um einen eher kleinen Raum, welcher zu einem Privathaus zu gehören schien. Weswegen wir beim Eintreten die Schuhe auszogen. Später wurde uns erklärt, dass es immer von der Schwelle abhängig ist, ob man die Schuhe auszieht oder nicht. Wenn eine Türschwelle vorhanden ist, über die man drüber steigt, zieht man die Schuhe aus. Wenn es jedoch keine bzw. keine eindeutige Schwelle gibt, kann man die Schuhe getrost anlassen.

Da die Housekeeperin unseres Guesthouses (1) noch auf Reisen war, gingen wir, zusammen mit den anderen Freiwilligen, in ein weiteres Guesthouse um dort zu Abend zu essen. Wie alle hier war auch die Housekeeperin vom Guesthouse 2 sehr nett und mütterlich. Nach dem Essen saßen wir noch eine Weile beisammen, bevor wir wieder in unser Haus zurückkehrten. Da eine der Freiwilligen am nächsten Tag Geburtstag hatte, trafen wir uns auch in unseren Guesthouse nocheinmal für ein nettes Beisammensein und um ein bisschen rein zu feiern. Doch noch vor 12 Uhr hing die bleiernde Müdigkeit über uns allen. Somit lösten wir die Runde auf und ich ging mit Birthe und dem Geburtstagskind aufs Dach um dort den Abend ausklingen zu lassen.

Momentan ist es noch offen, wo und was genau ich hier arbeiten werde, doch ich bin mir sicher, dass sich in den nächten Tagen etwas finden wird. Da heute Samstag ist, werde ich morgen mit ein paar anderen Freiwilligen das Aarti Home für eine Danceparty besuchen und am Montag dann beginnen meinen Platz zu finden. Da hier alle wirklich offen sind, habe ich eine große Auswahl an Möglichkeiten.


Liebe Grüße aus Indien

Eure Zia


P.s. Bilder zu diesem Eintrag werden folgen, aber aufgrund des schlechten Internets ist es mir gerade nicht möglich sofort welche zu posten.


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